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20. Oktober – 16. November  2017

da vase kaputt, verkaufe ich die blumen
Catrin Bolt, Regula Dettwiler, Hannes Zebedin

Vernissage
19. Oktober 2017, 19:00

Begrüßung
Gilbert Isep - Präsident predsednik

Einführende Worte
Heiderose Hildebrand - kunstraum haaaauch quer

Die Ausstellung bildet den Rahmen für Kunstwerke, die einer seltsamen Ordnung folgen. Man könnte sie als eine Art Effekt des Systems, in dem wir derzeit leben, bezeichnen. Die Absurditäten, wie und warum wir zu welchen Handlungen kommen, was welchen (Markt-)wert bekommt und die damit einhergehende Abstraktion der Realität sind die Basis für die Ausstellungsstücke.

Eine Art von System-Logik wird in ihrer globalen als auch lokalen Dimension sichtbar. Die politischen Implikationen des alltäglichen Handelns sind das zugrunde liegende Thema der Ausstellung, in der unsere gewohnte Umgebung in unüblicher Weise dargestellt und so zur Diskussion gebracht wird. Die beteiligten KünstlerInnen beschäftigen sich mit Randerscheinungen unserer Gesellschaft, anhand derer man ihr zentrales Wesen erkennen kann.

Catrin Bolt (* 1979 Völkermarkt)
1997–2003 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Lebt als freiberufliche Künstlerin in Wien. Ausstellungen und Projekte im öffentlichen Raum, Otto-Mauer-Preis (2015).

Hintergrundlandschaften 2017
Motivtapeten
Die Motivtapeten zeigen übliche Bildschirmhintergründe stark vergrößert. Die geschönte Natur, utopische Landschaften, könnten in ihrer Leere und übertriebenen Darstellung auch dystopisch interpretiert werden. Aus der Entfernung sind die Szenerien zu erkennen, sie lösen sich aber auf, je näher man kommt. Die Tapeten können als Fotohintergründe verwendet werden, vor die man sich stellt, so dass man selbst Teil der digitalen Idealvorstellung von Natur wird.

Regula Dettwiler (* 1966 Oberkulm, Schweiz)
lebt und arbeitet in Wien und Kleinriedenthal (NÖ). 1991–1996 Bildhauereistudium, Akademie der Bildenden Künste Wien. Ausslandsstipendien in Montreal, Paris, Chicago u.a.

Hannes Zebedin (* 1976 Lienz)
Studium der Volkswirtschaft und Politikwissenschaft Universität Wien, Akademie der Bildenden Künste Wien, Performative Kunst und Bildhauerei. Lebt in Wien. Projekte in Italien, Puerto Rico,
Mexiko, Norwegen, Serbien u.a.

Einige Gründe, die das Zusammenwachsen von Stalagmiten und Stalaktiten zu Säulen verhindern, 2017
Installation, 10 Paare von beinahe verwachsenen Stalagmiten und Stalaktiten, 10 S/W Prints, Dibond, Styropor, Gips, Spraylack

Typisch für Karstgebiete sind unterirdische Höhlenformationen mit einem großen Reservoir an Stalagmiten und Stalaktiten. Unter bestimmten Voraussetzungen kann es passieren, dass Stalagmiten und Stalaktiten zusammenwachsen und dadurch eine „Zukunftssäule“ bilden. Mehr oder weniger würde diese Vorgang die Stabilisierung eines gegebenen Raumes bedeuten.
Im Triestiner Karst gibt es mehrere dieser Höhlen. Im Triest von heute scheint auf den ersten Blick das nationalistische Konfliktpotential des 20. Jahrhunderts verschwunden zu sein. Beim genaueren Hinsehen wird man feststellen, dass diese Thematik durch Schweigen übergangen worden ist. Bis heute gibt es nationalistische Tendenzen, die eine Stabilisierung der umstrittenen Gegend erschweren.
Für die Ausstellung wurden paarweise Stalagmiten und Stalaktiten angefertigt, die beinahe zusammenwaschen. In den jeweiligen Zwischenräumen sind Dokumente und Fotos platziert, die nationalistische Tatsachen des Alltags visualisieren.

Bora - Design der träumerischen Realität, 2017
Installation, 7 vom Wind verformte Stauden, Dimensionen variabel

Die Bora ist ein Nordwind, der in der Alpen-Adria-Region entsteht, und sich über Triest entlang der Adria erstreckt. Im slowenischen Karst entwickelt sich die Bora von einem Lüftchen hin zu einem Sturm mit bis zu 180 km/h Spitzengeschwindigkeit. Durch diese Beschleunigung verformt der Wind auch die Landschaft. Auf den Bergplateaus ist Pflanzen und Stauden die Möglichkeit verwehrt, vertikal zu wachsen. Durch den Druck der Bora wachsen sie in Winkeln zwischen 40 und 70 Grad (in Windrichtung). Die Traum vom Davonschweben und der Tatsache der Verwurzelung ist eine Metapher für die ganze Region, speziell in der lebendigen Literaturszene Triests des 20. Jahrhunderts.

Karstschriften, 2017

Texte von Srečko Kosovel und Scipio Slataper, handgeschrieben im slowenischen Karst während eines Bora-Sturms, 6-teilig, 
je 40 x 30 cm, gerahmt
Kosovel and Slataper waren beide Schriftsteller des Großraums Triest, beide konzentrierten sich in ihren Werken auf die Frage der Identität im Zusammenhang mit ihrer Umbegung. Slataper schrieb auf Italienisch, Kosovel auf Slowenisch, obwohl beide slowenische Väter hatten. Seine eigene Sprache zu finden war ein langer Weg im multiethnischen Triest des endenden 19. Jahrhunderts. Beide Schriftsteller verfassten ihre Werke in Zeiten nationaler Spannungen.

 

 

RAHMENPROGRAMM

Sa., 11. November, ab 11 Uhr
LiteraturfrÜhstÜck

In Kooperation mit dem Kärntner SchriftstellerInnenverband

„bring your text"

An einem Samstag Vormittag während der Ausstellung treffen sich LiteratInnen und KünstlerInnen zu Lesungen und Gesprächen zu Themen der Ausstellung. Die Teilnahme erfolgt per Anmeldung oder auch spontan, die AusstellungsbesucherInnen können sich beteiligen.

Moderation: Gabriele Russwurm-Biro





Kleine Galerie

Hier und Jetzt
Lyrische Abstraktionen
Karin Herzele

Wir leben in einer bildüberflutenden und bildgewaltigen Zeit. Doch gerade "Zeit" wird immer mehr zur Mangelware... Alles muss schnell gehen, ein Blick muss genügen, um sich von etwas oder von jemandem ein "Bild" machen zu können...

Meine Malerei  zählt mit Sicherheit zu jener Gattung der bildenden Kunst, für die es notwendig erscheint, sich die Zeit zum Betrachten zu nehmen ... "wie wirken die Farben, die Bildkomposition, der malerische Gestus, welchen Raum nimmt sich das Bild, welche Assoziationen kommen, wie fühlt es sich an..." - - - es geht nicht um das Herauslesen von Inhalten, Informationen oder Botschaften,  sondern um das Hineinsehen!

Der Alltag hat Auszeit, das "Hier und Jetzt" ist wichtig. Die Bilder laden zum Betrachten ein... und so wie jede einzelne Malerei im Malprozess entsteht und wächst, so gibt es auch keine Betrachtungs- oder Verarbeitungsanleitung. Ein völlig individueller Prozess kann in Gang kommen, sich spontan oder langsam entwickeln...

Es geht hierbei vor allem um die Bereitschaft, sich - Hier und Jetzt - auf seine eigenen Phantasien, Assoziationen und Emotionen einzulassen, um dabei vielleicht wieder zu sich zu kommen...

 

 


Regula Dettwiler

 

Bei der Vernissage: v.l.n.r.: Heiderose Hildebrand, Gilbert Isep, Catrin Bolt, Karin Herzele, Hannes Zebedin, Regula Dettwiler
Foto: Gabi Russwurm-Biro


Karin HerzeleKarin Herzele